Exkursionsbericht: Das Haus 5 der Dürener LVR-Klinik

LVR-Klinik Düren, Haus 5      

Am 24.03.2016 besuchte der Philosophiekurs der Q2 von Frau Dr. Kochs das Haus 5 der LVR-Klinik in Düren. Anlass zu dieser Exkursion war der zuvor angesehene Film „Einer flog übers Kuckucksnest“ und die zuvor im Unterricht behandelte Thematik der Staatsphilosophie und des Sozialdarwinismus. Daraufhin zeigte sich der Kurs sehr interessiert an einem Ausflug in das Haus 5. Die Führung durch das Haus 5 leitete Herr Dr. Erhard Knauer, welcher uns sehr anschaulich die lange Geschichte des Hauses nahebrachte.

Bei dem Haus 5 handelt es sich um ein Bewahrungshaus, welches seit seiner Errichtung im Jahre 1900 bis zur Mitte der 1980er Jahre Patienten beherbergte, welche straffällig wurden und als gemeingefährlich galten. Das Gebäude wurde errichtet, um eine menschlichere und freiere Behandlung in den Heil- und Pflegeanstalten der Rheinprovinz zu ermöglichen. Am 8. August 1900 wurde der erste Patient aufgenommen. Geplant war die Einrichtung zunächst für die Beherbergung von 48 Patienten, allerdings wurde diese schon bald überschritten und es wurden weitere Anstalten errichtet. In der NS-Zeit wurden ab dem Jahre 1935 zunehmend Regimegegner, die vorher wegen Kriegsverweigerung oder ihrer politischen Auffassung als aufsässig galten, ohne gesetzliche Grundlage in das Haus 5 gebracht und von da aus in verschiedene Konzentrationslager deportiert. Nach dem Krieg wurde das Haus wieder zu seinem Ursprung zurückgeführt, allerdings wurden dort dann allerdings rund 100 anstatt der geplanten 48 Patienten behandelt. Somit kam es zu menschenunwürdigen Lebensverhältnissen aufgrund von Massenschlafsälen, sanitären Anlagen ohne Schutz der Intimsphäre und unzureichenden therapeutischen Angeboten. Aufgrund einer Forderung vom Landschaftsverband Rheinland und der SSK (Sozialistischen Selbsthilfe Köln) veränderte sich das Haus 5 anschließend in den 1980er Jahren, besonders nach einem Brand mit zwei Todesopfern, deutlich: anstatt die Patienten offenkundig einzusperren, wurde eine aufgelockerte Bauweise in einer dörflichen Anlage geschaffen, in der die Patienten in Achtergruppen leben und therapiert werden können. Heute steht das alte Bewahrungshaus unter Denkmalschutz und es wurde dem Psychiatriegeschichtlichen Dokumentationszentrum zur Verfügung gestellt.

Nachdem wir den geschichtlichen Hintergrund ausführlich von Herrn Dr. Knauer erfahren und uns die Einrichtung gänzlich angesehen hatten, äußerten die Schüler u.a. folgende Meinungen:

„Die aus dem 19. Jahrhundert stammende Architektur hat die Atmosphäre eines Hochsicherheitsgefängnisses.“
„Es war sehr interessant die Psychiatrie von innen zu sehen, zum Beispiel die Geräte und Zellen. Geschichte zum Anfassen.“
„Die Zellen waren beengend und es ist unvorstellbar, wie mit psychisch Kranken umgegangen wurde.“

Alles in allem können wir sagen, dass die Präsentation der Geschichte des Hauses und die Führung durch dasselbe sehr interessant und in Bezug auf die im Unterricht behandelte Thematik sehr passend waren.

Abschließend wollen wir uns sehr herzlich bei Herr Dr. Erhard Knauer für die Führung und bei Lina Ludwigs, welche diese Führung organisiert hat, bedanken.

Kevin Walther, Cenk Cansiz

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