Exkursion nach Nord-Düren

Exkursion Nord-Düren      Exkursion Nord-Düren

Um 9.40 Uhr startet der bilinguale Erdkundekurs der Q2 bei Eiseskälte seine Erkundungstour. Dieses Mal geht es nicht weit weg, sondern nach wenigen Minuten zu Fuß ist das Ziel bereits erreicht. Durchquert man den Bahnhof und tritt auf den Parkplatz dahinter, befindet man sich schon in Nord-Düren. In unseren Köpfen existieren Vorurteile über dieses Viertel, es ist das „Problemviertel“ in Düren und schnell sehen wir uns darin bestätigt: Die Hausfassaden sind meist renovierungsbedürftig und mit Graffiti besprüht, die Straßen sind voller Müll und auf ein geschlossenes Café folgt ein eher schmierig wirkender Spielsalon. Die von der Stadtteilvertretung bunt bemalten Wände, welche einen in mehreren Sprachen herzlich willkommen heißen, gehen in dem Straßenbild unter.
An der Ecke Alte Jülicher Straße/ Neue Jülicher Straße befindet sich ein kleiner Platz. Hier sind wir verabredet mit einer Stadtplanerin, Frau Weber, Herrn Küpper aus der Stadtteilvertretung, sowie Herrn Gritzheller, welcher als Koordinator in der Stadtentwicklung tätig war. Sie führen uns durch den Stadtteil und haben uns dabei einiges zu berichten. schnell erfahren wir, dass der Platz unseres Treffpunktes neu ist, denn er gehört zu den „sichtbaren Veränderungen“, die in Nord-Düren stattfinden, ebenso wie die Verschönerung von Schulhöfen und das „Haus für Alle“ am Nordpark. Von den „sichtbaren Veränderungen“ wird mit sehr viel Stolz berichtet: Die Teestuben, die zuvor für Unwohlsein gesorgt haben, da dort die Kriminalität florierte, wurden größtenteils geschlossen, andere legalisiert.
Nord-Düren hat 5.600 Einwohner, die meisten haben einen Migrationshintergrund und viele Anwohner beziehen Hilfe vom Staat. Hinzukommt, dass fast alle Gebäude schon seit Ende des Zweiten Weltkriegs baufällig sind und wegen dieser Situation wurde das Viertel 2007 vom Staat als Projekt ausgewählt, der auch das Einstiegskonzept finanzierte.

Exkursion Nord-Düren      Exkursion Nord-Düren
Unser Rundgang führt uns dann ans sogenannte Karlseck. Auf dem Weg gehen wir an hübschen bunten Häusern vorbei. Hier ist es sauberer und schaut man sich um, sieht man an den Beeten der Bäume kleine Schilder, die eine Baumpatenschaft signalisieren. Die Modernisierung und Sanierung der Häuser ist Teil des Projekts. Ebenfalls zum Plan gehört, dass das Gebiet um die Kirche am Karlseck unter Denkmalschutz gestellt wird.
Die Kirche selber soll vermutlich geschlossen werden und anderweitig Verwendung finden, denn sie als Kirche zu finanzieren ist für die Stadt zu teuer geworden, da es kaum noch Gläubige gibt, die dort einkehren.
Das nächste Ziel ist das Haus für Alle am Nordpark. Diese Einrichtung ist so etwas wie das Herzstück Nord-Dürens geworden. Hier gibt es diverse Möglichkeiten soziale Kontakte zu knüpfen. Von der zweisprachigen Krabbelgruppe, zu Zumbakursen, einer Kochgruppe bis hin zum Seniorentreff ist beinahe für jeden etwas dabei.
In diesen Räumlichkeiten geht es aber nicht nur heiter zu, sondern auch ganz ernst. Die Stadtteilvertretung lässt hier ihre Besprechungen stattfinden, Themen sind Haus- und Wohnungsprobleme und Dinge, die im Stadtteil verändert werden sollen. Circa dreimal wöchentlich treffen sich hier verschiedene Arbeitsgruppen, welche ganz unterschiedliche Projekte im Viertel betreuen und dieses damit lebenswerter machen. Die Gruppen setzen sich aus der Stadtvertretung und ehrenamtlichen Helfern und Bewohnern zusammen.
Bevor wir wieder zu unserem Treffpunkt auf dem Platz zurückkehren, statten wir noch der Realschule Bretzelnweg einen Besuch ab. hier berichtet uns Herr Küpper von dem Umbauplan am Bahnhof. Der große Parkplatz wird weichen müssen und die gesamte Bahnhofsumgebung soll umgestaltet werden.
Uns wird klar, dass Nord-Düren einer Wandlung unterliegt, jedes abgeschlossene Projekt und jede fertige „Baustelle“ wird zugleich durch etwas neues ersetzt, das verbessert und verschönert werden kann. Die Bewohner Nord-Düren nehmen ihr Viertel in die Hand, formen es immer mehr zu ihrer Zufriedenheit und man merkt, dass auch ein gewisser stolz mit diesen Veränderungen einhergeht. Nicht durch Zufall, sondern durch den Willen, Nord-Düren lebenswert zu machen, hat das Viertel 2018 schon sein 10. Stadtfest gefeiert.

Lilli Kaschkat, Q2 (Grundkurs Geographie bilingual, Herr Kaeseler)

 

30. 1. 2019